Tonavan Laakso: Eine Festschrift für Johanna Laakso

Am 5. Februar 2022 beging Johanna Laakso, seit Oktober 2000 Professorin für Finno-Ugristik an unserer Abteilung, ihren 60. Geburtstag. Ein zeitgerechtes Feiern von Februar-Geburtstagen ist im Zeitalter von COVID schwierig, weswegen wir uns am Stichtag im Rahmen einer Zoom-Zusammenkunft unserer Abteilungsangehörigen mit dem Geburtstagskind (oder wie man im Finnischen sagt, päivänsankari ‚Held*in des Tages‘) auf ein ordentliches Begehen des Anlasses im Juni geeinigt haben.

Am 3. Juni 2022 war es dann endlich so weit. Die Angehörigen unserer Abteilung sowie ein kleiner Kreis von Kolleginnen und Freundinnen aus unseren Nachbarländern (in Finnland gab es separate Festlichkeiten zum Anlass ihres Geburtstags) versammelten sich erst mal in unserem Hörsaal 1 zum Festakt. Derweil lauerte ominös ein imposant verpacktes Packerl vorne im Hörsaal.

Nach den Reden war es dann an der Zeit, die Heldin des (118 Tage davor vergangenen) Tages dazu aufzufordern, das Packerl zu öffnen.

„Eine Festschrift.“

Es ist eine akademische Tradition, dass etablierten Wissenschaftler*innen zu einem runden Geburtstag ein Festband gewidmet wird. Welcher Geburtstag es genau ist variiert von Land zu Land und Disziplin zu Disziplin; in der Finno-Ugristik ist es der 60. Wie viele akademische Traditionen, ist auch diese heutzutage nicht in Stein gemeißelt; mit all den Strapazen und Herausforderungen der letzten Jahre hatte sich die Heldin des Tages keine Festschrift erwartet. Es war uns eine Freude, sie positiv zu überraschen – denn seit Jahren war diese Festschrift in Planung, und nicht einmal eine Pandemie konnte uns von ihrer Verwirklichung abhalten.

Tonavan Laakso – die Laakso von der Donau. Nicht zu verwechseln mit Tonavan laakso, dem Donautal. Die Groß-Kleinschreibregeln des Finnischen verhalfen uns hier zum passenden Titel für den Band – oder genauer gesagt, sie verhalfen unserem lieben Kollegen Jussi Ylikoski von der Universität Oulu dazu. Wie so oft ermöglichte erst eine breite internationale Kooperation das gewollte Ergebnis – eine Metapher für die Wissenschaft im Allgemeinen.

Im Aufruf zu diesem Band (der, im Einklang mit einem zentralen Thema des Bandes sowie der Karriere Johanna Laaksos, mehrsprachig war) hatten wir unsere Wünsche für den Band wie folgt formuliert:

„The Festschrift should reflect Johanna’s versatile skills and interests. As such, we are accepting contributions on topics that would interest her in languages that she can read. The following range of topics suggests itself, though this list is of course not exhaustive: Uralic languages and language history, multilingualism, literary and cultural studies, gender studies, minority activism, cats.“

„Juhlakirjan on tarkoitus heijastaa Johannan monipuolisia taitoja ja kiinnostuksen kohteita. Siksi toivomme kirjoituksia Johannaa kiinnostavista aiheista, kielillä, joita hän osaa lukea. Seuraava lista on suuntaa antava muttei tietenkään täydellinen: uralilaiset kielet ja kielihistoria, monikielisyys, kirjallisuuden- ja kulttuurintutkimus, sukupuolentutkimus, vähemmistöaktivismi, kissat.“

„Szeretnénk, ha az ünnepi kötet tükrözné Johanna sokoldalúságát és széles érdeklődési körét, így olyan tanulmányokat várunk, amelyek ezt szem előtt tartják. A publikáció nyelve lehet bármely nyelv, amelyen Johanna olvas. A lehetséges témakörök – természetesen nem teljes – listája: uráli nyelvek és nyelvtörténet, többnyelvűség, irodalom- és kultúratudomány, gendertudomány, kisebbségi aktivizmus és macskák.“

Der Inhalt des Bandes wird, wenn man uns dieses Eigenlob verzeihen darf, diesem Ziel gerecht. Das ist aber in erster Linie nicht der Verdienst unseres redaktionellen Teams, sondern bezeichnend für Johanna Laakso als Leitfigur und Netzwerkbauerin in unserer Disziplin: über den Kontinent verstreut hatten Kolleg*innen bereits passende Themen für genau einen solchen Band parat. Seine 40 Beiträge umfassen ~180.009 Wörter bzw. 1.320.249 Zeichen, wurden von 53 Wissenschaftler*innen verfasst und sind sowohl thematisch als auch sprachlich divers. In Summe wurden Artikel in sechs Sprachen (Deutsch, Englisch, Finnisch, Estnisch, Ungarisch, Schwedisch) verfasst. Der Band wird die folgenden Unterabschnitte und Beiträge enthalten (es gibt noch keine fixen Seitenzahlen):

I. Päivänsankari (mit künstlerischem Beitrag von Heini Lehtonen)
• Jeremy Bradley: About this volume
• Riho Grünthal, Anneli Sarhimaa: Johanna Laakson kuusikymmentä vuotta
• Erzsébet Barát: Johanna and cats – Queer encounters of ahuman care
• Marianne Bakró-Nagy, Jeremy Bradley, Elena Skribnik: An annotated bibliography of an illustrious scholar
• Tabula gratulatoria
• Petri Kallio: The etymology of Finnish laakso ‘valley’
• Imar Koutchoukali: The name Johanna: some historical, etymological, and cultural notes

II. Berichte (mit künstlerischem Beitrag von Merit Niinemägi)
• Jeremy Bradley, Rogier Blokland: Children of the Hexenkreis: INFUSE, COPIUS, REMODUS, and beyond
• Márta Csire, Katalin Wirker-Dobány: Sprachentwicklung von ungarisch- und deutschsprachigen Volksschulkindern – Bericht zu einem laufenden Projekt über die kindliche Zweisprachigkeit
• Santeri Junttila: Johdatus kuilinalaiseen kielentutkimukseen

III. Sprachwissenschaft (mit künstlerischem Beitrag von Luan Hammer)
• Rigina Ajanki: Preesenstunnuksesta *-k- ja persoonatunnusten muutoksesta länsiuralissa
• Bernadett Bíró, Katalin Sipőcz, Sándor Szeverényi: A Siberian River Runs Through It: Specific expressions of spatial relations/orientation in the Uralic languages of Western Siberian river valleys
• Tamás Forgács: Lexikologische Ursachen für Rückgang und Schwund von phraseologischen Einheiten
• Cornelius Hasselblatt: Die Frau im estnischen Lexikon 2.0
• Johannes Hirvonen: Nullsubjekte im Livischen
• Sampsa Holopainen: Revisiting a problematic Uralic and Indo-Iranian word-family
• Markus Juutinen: Itäisten saamelaiskielten helmeä merkitsevien sanojen alkuperäkysymys
• Annekatrin Kaivapalu: Keeleteadlikkus ja keeltevahelise sarnasuse tunnetamine
• Mikko Kajander: Jari tulee tankkaamasta autoa. Objektin partitiivisija oppijan näkökulmasta
• Ilona Kivinen: Huomio kielisukulaisuuteen! – Havaintoja kielenoppimisstrategioista ja kielihistorian hyödyntämisestä saamenopetuksessa
• Birute Klaas-Lang: The struggle between Estonian and English in higher education in Estonia
• Anna Kolláth: Hobbi és sport fogalomkörű kölcsönszavak a Termini-szótár muravidéki korpuszában
• Kadri Koreinik, Helen Plado: Linguistic and extra-linguistic arguments in graphization debates: an unsettled standard of Southern Estonian
• Renate Pajusalu, Karl Pajusalu: Ajavaos ja -vagudel
• Christian Pischlöger: Vom Nutzen und Nachteil der Sprachwissenschaft für das Leben von Minderheitensprachen: Die „Wieso-Sprache“ Besermanisch
• Janne Saarikivi: Huomioita Agricolan psalttarin esipuheen jumalista ja muusta itämerensuomalaisesta mytologisesta sanastosta
• Ksenia Shagal, Merit Niinemägi, Luan Hammer, Kitti Vojter, Mátyás Béres: Gendered job titles in genderless languages: the case of Finno-Ugric
• Beáta Wagner-Nagy: How many right and left sides are there in Nganasan?
• Jussi Ylikoski: Kieliopillistutaan sitä vielä meilläkin! Kaksi vuosisataa viron ja suomen komitatiivien vertailua

IV. Literatur- und Kulturwissenschaft (mit künstlerischem Beitrag von Erika Erlinghagen)
• Johanna Domokos: P. A. Böckstiegel expresszionista festő eltűnt számi családi festményéről
• Erika Erlinghagen: “…ein Unglück hatte zugeschlagen…”: Views on the past in Hungarian-German literature of the 20th century
• Endre Hárs: Wie Gyula Hernádi dem Zeitreisenden begegnete. Eine Episode aus der Geschichte der ungarischen Fantastik
• Károly Kókai: Die falschen Schlüsse: Zwei kulturwissenschaftliche Fallbeispiele
• Kristina Malmio: 99%? En kvantitativ studie av litteratur publicerad på svenska i Finland året 1916
• Wolfgang Müller-Funk: Kakanien revisited und die russische Revolution: Joseph Roth, ‘Der stumme Prophet’. Visitenkarte eines Forschungsprojekts und netzwerks
• Péter Ötvös: Vízszellem vagy szivacs?
• Brigitta Pesti: Konfessionsübergreifende Gönnerschaften von Frauen in Ungarn in der frühen Neuzeit
• Andrea Seidler: Die Pracht der Majestät, das sanfte Lächeln der Natur: Schlosses Esterháza im Fokus von Beschreibungen des späten 18. Jhd.
• Antje Wischmann: Die ‘neue Frau’ im Wandel der Kanonisierung. Elin Wägners Feuilletonroman Norrtullsligan (Die Clique aus Norrtullsgatan) 1908 und die Folgen der Verfilmung 1923

V. Beteiligte (mit künstlerischem Beitrag von Maria Köstlbauer)

Angesichts der Größenordnung dieses Projekts – sowohl für die Jubilarin als auch für uns als Redaktionsteam – wurde der Anlass in einem Heuriger weniger formell weitergefeiert.

Im Herbst wird das Buch als Teil unserer „Central European Uralic Studies“-Reihe beim Wiener Praesens Verlag erscheinen. Bei Johannas Feier wurde ihr vorerst „nur“ ein Manuskript präsentiert; dadurch hat sich die Möglichkeit eröffnet, die Herausgeberin der Reihe – natürlich Johanna Laakso – zu technischen Feinheiten der Implementierung des Bandes zu konsultieren. Die provisorischen bibliographischen Daten sind:

Bradley, Jeremy (Herausgeber). 2022. Tonavan Laakso: Eine Festschrift für Johanna Laakso. Mit redaktioneller Beteiligung von Márta Csire, Erika Erlinghagen, Johannes Hirvonen, Sampsa Holopainen, Mikko Kajander, Brigitta Pesti, Christian Pischlöger, Andrea Seidler, Triinu Viilukas, Ferenc Vincze. Central European Uralic Studies 2. Wien: Praesens Verlag. ISBN: 978-3-7069-1159-7.

Unser herzlicher Dank geht an alle direkt und indirekt an diesem Projekt beteiligten Kolleg*innen, Freund*innen und Sponsor*innen!

Ein Kommentar zu “Tonavan Laakso: Eine Festschrift für Johanna Laakso

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